Albert Giesbrecht erlebt Gottesdienste, in denen die Teilnehmer tausende Kilometer voneinander entfernt sind, und staunt, wie Christen weltweit näher zueinander rücken.
Als wegen der zunehmenden Covid-19-Infektionen weltweit Lockdowns verhängt wurden, war ich erstaunt und begeistert, wie schnell – zunächst im französischen Straßburg und später im russischen Saratow – die Gemeinden ihren Dienst auf online umstellten. Schon früh entdeckten die Missionare neue und bis dahin ungeahnte Chancen: Man konnte jetzt unabhängig von der Entfernung und sogar über Ländergrenzen hinweg Prediger einladen.
So erhielt ich die Einladung, in einem Livestream-Gottesdienst der Gemeinde in Straßburg die Predigt zu halten. Ich konnte aus Ewersbach predigen, die Musik kam aus Straßburg und die Technik aus Moskau. Christen aus verschiedenen Städten nahmen online teil.
Am nächsten Sonntag durfte ich den Gottesdienst in Saratow mitgestalten. Daran nahmen sogar Christen aus dem 2.500 km entfernten Tadschikistan teil. Ich hatte den Eindruck, die christlichen Gemeinden sind ein Stück näher zueinander gerückt. Gemeinden vernetzen sich, tauschen sich aus und unterstützen sich gegenseitig. Gott sei Dank!
Auch gemeindefremde Menschen nahmen teil, die sich sonst scheuen, die Schwelle einer Freikirche zu überschreiten. Eine Gemeinde im Aufbau, die im regulären Gottesdienst durchschnittlich 30 bis 40 Besucher hatte, wurde von über 500 Zuschauern bei einem der ersten Online-Gottesdienste in Straßburg überrascht.
Natürlich ist ein analoger Gottesdienst nicht ganz zu ersetzen durch das digitale Format. Wir brauchen eine leibhaftige Gemeinschaft. Allerdings: Wer bereit ist, sich auf Veränderungen in der Notsituation einzulassen, kann neue, ungeahnte Chancen im Gemeindedienst und in den Bemühungen, Menschen für Christus zu gewinnen, entdecken.
Albert Giesbrecht ist Bereichsleiter für Südosteuropa und Internationale Gemeindearbeit in Deutschland
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (November 2020 – Januar 2021) erschienen.